Ich recherchierte welche Änderungen auf dem Nordkalottleden mit dem Ende der „Hauptsaison“ eintreten und durfte feststellen: Die Busfahrunternehmen stoppen die wenigen vorhandenen Linien, die Hütten schließen, einige Brücken werden abgebaut und die Ruderboote, welche benötigt werden, um die große Seen zu überqueren, werden aus dem Wasser geholt. Ich holte tief Luft und genehmigte mir einen Whisky, um die eben recherchierten Hiobsbotschaften zu verdauen.

 

Mir ist bewusst, dass auf solchen Touren immer ein gewisses Restrisiko besteht sich zu verletzen oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr heimzukommen. Aber würde ich hiermit nicht ein zu großes Risiko eingehen? Gut, ich bin nicht ganz unerfahren, aber das herbstliche Lappland abseits der Hauptsaison, das war schon eine andere Hausnummer.

Ich genehmigte mir eine zwei tägige Entscheidungspause.

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@fjaellwanderung.de – Das Bild ist per Klick vergrößerbar. Die gelbe Markierung zeigt den Nordkalottleden. (Die Karte wurde mir auf Nachfrage von fjaellwanderung.de zur Verfügung gestellt)

 

Entscheidungsfindung

Zweifel überkommen mich. Ich liege nachts wach und gehe die Risiken immer und immer wieder durch. Die notwendigen Fähigkeiten für eine Tour auf dem Nordkalottleden, wie zum Beispiel Blutungen stoppen, Brüche schienen, Feuer machen und navigieren, habe ich mir über die letzten Jahre angeeignet – wenn zum Teil auch rudimentär.  Und sollte doch ein Notfall eintreten, habe ich meinen Notfall-GPS-Sender bei mir, der mir bereits in Neuseeland gute Dienste erwiesen hat. Also die Entscheidung steht – Ich bin bereit!

 

 

Nachdem die grobe Planung nun für die Lappland Tour feststand, unterrichtete ich meine Freundin Celine, die mich zu weiten Teilen auf meiner Fernwanderung durch Neuseeland begleitet hatte – und meine Eltern von dem Vorhaben. Als ich ihnen mit 18 Jahren das erste Mal von meinen Fernwanderplänen berichtete, erntete ich nur ein müdes „Jaja, schon klar.“ Sie dachten – oder hofften viel mehr – dass sich dieses Hirngespinst in Luft auflösen würde.

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Doch nun war die Lage anders, sie wussten, dass ich es ernst meinte. Zwar wollten sie mir die Länge der Tour, sowie die Region ausreden, aber mein Entschluss stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest und nichts würde mich mehr davon abhalten.

 

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Unsere Route

Da auch Celine von der Abenteuerlust gepackt wurde, jedoch nicht so viel Zeit hatte, entschlossen wir uns die ersten 200 Kilometer gemeinsam zu gehen. Auf unseren Touren steht eindeutig das Naturerlebnis im Vordergrund und nicht etwa der sportliche Anreiz. So kann es schon einmal vorkommen, dass wir auch mehrere Tage an einem besonders schönen Fleckchen Erde verbringen und das Leben inmitten der Natur genießen. Mit diesem zeitlichen Aspekt im Hinterkopf entschieden wir uns den nördlichsten Abschnitt, der von Kautokeino bis Kilpisjärvi führt, auszulassen.

 

Wir wollten in Kilpisjärvi (Finnland) auf dem Nordkalottleden starten und von dort gemeinsam nach Abisko (Schweden) laufen, was der Strecke von ca. 200 Kilometern entspricht (orange). Von dort aus würde ich mich dann alleine auf den Weg gen Sulitjelma (blauer Marker) begeben. Der größte, der 3 Orte zwischen Kilpisjärvi und Sulitjelma ist Abisko mit seinen 72 festen Einwohnern. Der Ort dient als Dreh- und Angelpunkt für die meisten Wanderwege in dieser Region. Allen voran für den im Sommer stark begangenen Kungsleden, auf dem ich auch einige Tage unterwegs sein würde.

 

Planung der Anreise

Die vorläufige grobe Route unserer ersten Etappe auf dem Nordkalottleden (orange). Alleine sollte es dann so weit wie möglich Richtung Sulitjelma (Blauer Marker) gehen.
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Das Wahrzeichen Tromsøs – die Eismeerkathedrale

 

Unsere Anreise nach Skandinavien planten wir wie folgt: Von Frankfurt sollte es mit dem Flugzeug nach Oslo gehen. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt (die Tickets waren ja nicht grundlos so günstig) sollte es dann mit einem Inlandsflug nach Tromsø weitergehen. Die größte Stadt Skandinaviens nördlich des Polarkreises! Von dort verkehrt täglich ein Bus nach Kilpisjärvi und somit zum Startpunkt unserer Wanderung.

Die Rahmenbedingungen waren gesteckt, jetzt fehlte nur noch die richtige Ausrüstung für unser großes Abenteuer in Lappland. 1000 gefühlte Produktrezensionen später, ging die wilde Bestellerei los…

 

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Hier schon mal eine kleine Übersicht – Da braucht es ein paar Tische

Im nächsten Teil der Reihe erfahrt ihr, wieso wir die erste Nacht im strömenden Regen neben dem Flughafen in Tromsø verbrachten und warum uns diese Stadt so fasziniert.

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