Unterhaltung

"Ich hasse ihn noch ein bisschen" "Let's laber" statt "Let's dance"

Ihr Auftritt wurde mit Spannung erwartet: Liliana Matthäus (mit Massimo Sinató).

Ihr Auftritt wurde mit Spannung erwartet: Liliana Matthäus (mit Massimo Sinató).

Das RTL-Erfolgsformat "Let’s Dance" geht in eine neue Runde. Und bis auf die Kandidaten ist alles fast wie immer. Außer die Juroren. Und die Moderatoren, zumindest zur Hälfte. Das Salz in der Suppe der Auftaktshow war aber der Auftritt von Liliana Matthäus.

Gleich vorneweg: Ich gucke "Let's dance" gerne! Ich singe gerne, ich tanze gerne - schön wäre es, wenn ich das auch könnte.

Und deswegen haben die Protagonisten, vor allem die Nicht-Profi-Tänzer-Promis, bei mir sowieso schon mal alle einen Stein im Brett. Außer Tim Lobinger, aber zu Mr. "Ich bin einer der erfolgreichsten Sportler der Welt" kommen wir später. Die Show beginnt, fast sieht es aus wie im italienischen Fernsehen, aber statt eines Moderators in Gestalt eines alten kleinen Männchens und einer riesigen Blondine im Jane-Fonda-Gedenk-Turnanzug kommen der große, aber erschlankte Daniel Hartwich und die kleine und dennoch blonde Holländerin Sylvie van der Vaart die Treppe herab. Sylvie mit kurzen, aber perückenhaft wirkenden Haaren - darüber wurde im Vorfeld viel diskutiert - und einem denkbar merkwürdigen Einstieg in Bezug auf die Jury: "… Und wieder mit dabei ist der Herr Llambi, ja, ein kleines bisschen hasse ich ihn ja auch noch", in Anspielung darauf wahrscheinlich, dass sie in der letzten Staffel stets streng von ihm beurteilt wurde und letztendlich ja auch "bloß" Zweite wurde. Aber das wird schnell - links - weggeküsst - rechts - und Llambi weiß: Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Das (halb-)neue Moderatorenteam: Daniel Hartwich und Sylvie van der Vaart.

Das (halb-)neue Moderatorenteam: Daniel Hartwich und Sylvie van der Vaart.

Egal, neben dem scharfzüngigen Llambi, dessen Argusaugen nichts, aber auch gar nichts entgeht ("Das ging ja wohl den Bach runter, Frau Bach!") sitzen außerdem Motsi Mabuse, letztes Jahr selbst noch Eintänzerin, und der unvergleichliche Herr Glööckler, bei dem man in den nächsten Wochen mal darauf achten muss, ob sein Gesicht sich irgendwie verändert - bei dieser Folge jedenfalls sah es aus wie eine zu stramm aufgeblasene Luftmatratze. Das tut seinem Charme jedoch keinen Abbruch, und auch die Hassliebe zwischen ihm und dem Moderator scheint offensichtlich weiter zu bestehen. Als absolute Fehlbesetzung darf man wohl den links außen sitzenden und sich stets im Aus mit seinen Kommentaren befindlichen Neuzugang Roman Frieling bezeichnen, der mit seiner Art wohl den Herrn Llambi in Sachen Fiesheit zu übertrumpfen wünscht, dem dies jedoch nicht gelingen wird, denn 1.) ist niemand so fies wie der Llambi und 2.) ach lassen wir das, es würde ja doch nur unter die Gürtellinie gehen.

Apropos unter die Gürtellinie: Die bereits erwähnte Hassliebe zwischen Glööckler und Hartwich manifestiert sich inzwischen tatsächlich wie folgt: Glööckler spricht über den Song "Somewhere over the Rainbow" und Hartwich bemerkt dann ganz trocken: "Na, das sind ja auch Ihre Vereinsfarben, Herr Glööckler", darauf lässt Glööckler - nur für den aufmerksamen Beobachter - ein bisschen Luft aus der Luftmatratze und Hartwich kichert, aber Sylvie sagt dann einfach ganz laut: "Mensch Tim, Isabel, ihr seid wirklich die tollste Paar hier heute Abend!" und alle klatschen. Situation gerettet, weiter geht’s, ist ja schließlich live und "stern tv" beginnnt um 22.15 Uhr.

Der Tanzreigen startet mit Jörn Schlönvoigt und seiner Helena, die er bereits im Training bei einer Hebefigur so fallen lässt, dass sie sich das Kinn nähen lassen muss. Der GZSZ-Star ist noch etwas steif in der Hüfte und wird von Herrn Llambi angeherrscht, dass er gefälligst seine Partnerin anzugucken habe. Motsi gibt auch Flirttipps, etwas subtiler zum Glück, Sylvie fragt interessiert nach "die Verletzung" und insgesamt sind die beiden gar nicht so schlecht.

Es wird eng in der Turnhose

Es folgen Ex-Tatort-Kommissarin Andrea Sawatzki und ihr Stefano: Sie wiegen sich wunderschön zu einem langsamen Walzer, und man sieht beiden an, dass es richtig Spaß macht. Sylvie hat die große rothaarige Schauspielerin mit den Worten: "Sie lacht gerne von das eine Ohr bis an die andere" vorgestellt, dem kann man nur zustimmen, ganz im Gegensatz zur Bemerkung des Neujurors Frieling, der sie mit einer Gestalt aus "Jurassic Parc" vergleicht. Charmant ist was anderes, Motsi versucht zu retten, indem sie der Sawatzki und ihrem strengen Tanzpartner bescheinigt, dass es ja gar nicht mal schlecht aussah, für eine Show mit so einfachen Mitteln.

Ihre Stänkereien halfen ihr nichts: Regina Halmich (mit Sergiy Plyuta).

Ihre Stänkereien halfen ihr nichts: Regina Halmich (mit Sergiy Plyuta).

Tja, und so geht das immer weiter: Es kommen der irre hübsche, aber anscheinend irre eingebildete Stabhochspringer Tim Lobinger und die irre hübsche Isabel Edvardson, die schon ganz anderen Rotzlöffeln das Tanzen nach ihrer Pfeife beigebracht hat, und man kann nur hoffen, dass der Herr Stockhochspringer sich noch denselbigen aus dem Allerwertesten ziehen lassen und dass er seine Vernascher-Sprüche bezüglich seiner Lehrerin reduzieren wird - sonst könnte es eng werden, nicht nur in der Turnhose.

Dann kommt einer, den alle nur als "Sohn von Mutter Beimer" (übrigens im Publikum) kennen und der etwas, sagen wir mal, vollschlank ist. Das macht jedoch gar nichts, der Klausi hat Rhythmus im Blut und schwebt geschmeidig wie Schmidtchen Schleicher übers Parkett. Man ist im Juroren-Block einheitlich begeistert und überrascht, auf den Stirnen steht geschrieben: "Gar nicht übel für so ein Dickerchen", sagen tun sie natürlich was anderes, aber das sympathische Muttersöhnchen selbst sagt, bezugnehmend auf einen Scherz des Juroren Llambi, der sich mit einer Coke Light verglich, dass er eben eine "Cherry Coke" sei und hat damit ab sofort die Rolle des über sich selbst lachenden Scherzkekses inne.

Es folgt Schlagerkönigin Kristina Bach, die für ihre 48 Jahre "echt noch tolle Beine hat". Ja bitte, warum denn auch nicht? Leider sind die Juroren darüber hinaus nicht nennenswert beeindruckt von ihrer Performance, aber das wird vom Tanzpaar zum Glück einfach weggelächelt.

Happy Hippo

Nun ist Bernd Herzsprung dran, der zwar erst mal wie ein Pinguin rüberkommt, sich dann beim Tanz aber herrlich entwickelt und einen echten Gentleman abgibt. Er findet auch, dass Tanzen eine hervorragende Sportart für ältere Herrschaften ist, wirkt ein wenig erschöpft im allgemeinen, hat aber den großen Vorteil, ein erfahrender Schauspieler zu sein und deswegen schauspielert er da auch einen ganz gelungenen Tanz aufs Parkett mit seiner Nina. Für Herrn Glööckler lag gar Zauber in der Luft.

Ein Traum: Die Juroren Roman Frieling, Harald Glööckler, Motsi Mabuse und Joachim Llambi (v.l.n.r.).

Ein Traum: Die Juroren Roman Frieling, Harald Glööckler, Motsi Mabuse und Joachim Llambi (v.l.n.r.).

Wir sehen nun: Die erste Träne des Abends. Sie fließt aus Maite Kellys wunderschönem, linken Kullerauge und zwar, weil sie früher beim Ballett ob ihrer Körperfülle permanent von ihrem Lehrer unterschätzt wurde. Der Autorin fließt sofort eine Solidar-Träne aus irgendeinem Auge, ging es ihr doch ähnlich damals, zwar nicht aufgrund der Körperfülle, aber zu groß war sie allemal schon immer für ein Tutu. Eine neue Identifikationsfigur für alle Frauen über Size Zero ist nun geboren, und wer hätte jemals gedacht, dass man zu einer Kelly-Family-Frau ein Dazugehörigkeitsgefühl entwickeln könnte? Vielleicht sollte Maite mal mit ihrem Bruder Joey beim Nachbarsender Turmspringen machen oder bei der Wok-WM starten. Oder sie tanzt einfach so bezaubernd weiter, da werden sicher einige Pfunde purzeln, und wenn nicht, ist auch egal, denn sie selbst nennt sich ja "Happy Hippo".

Die Matthäus-Passion

Gut, jetzt kommt der Box-Floh Regina Halmich, die durchaus kritisch anmerkt: "Ich werde nicht von heute auf morgen elegant", und die leider ein bisschen abfällig über Liliana Matthäus spricht, das kommt gar nicht gut an. Die Quittung bekommt sie auch: Wir werden nie erfahren, ob sie elegant geworden wäre, denn reden wir nicht lange um den heißen Brei: Regina fliegt, K.O. in der ersten Runde.

Jetzt aber: die doch sehr erwartete Liliana, die sich selbst im Einspieler vorstellt als "Tragödienstar", denn "immer werde ich mit dem Namen meines Ex-Mannes in Verbindung gebracht" - doch das wolle sie jetzt ändern. Wer nun eine Art Matthäus-Passion erwartet hat, der täuscht sich, denn ihr Tänzer Massimo, der bereits Sophia Thomalla zum Sieg getanzt hat, ist ihr allzeit zu einem fiesen Scherz aufgelegter Eintänzer. Einen Loddar-Witz nach dem anderen muss die Ex-Ex-Spielerfrau sich anhören, aber die harte Hand scheint ihr gut zu tun, denn nun wissen wir, was der Lothar an ihr zu schätzen wusste: Die Frau kann Kunststückchen. Eines davon heißt, in alter Verona Pooth-Manier: "Wenn die Leute dich unterschätzen, jubeln sie dir umso mehr zu, wenn du etwas richtig machst." Und siehe da: Liliana kann tanzen, gar nicht mal so schlecht.

Let's dance!

Let's dance!

Das Schlusslicht bildet der Checker mit seiner bezaubernden Sarah: Und während die beiden einen ChaCha zum Atzen-Kultsong "Das geht ab" versuchen, sieht man schon, wie sich bei Herrn Llambi Schaum vorm Maul bildet. Der verpasst dem tatsächlich großmäuligen Jungspund dann auch gleich so eine Art von Schelte, als müsse er Versäumtes der letzten zehn Jahre nachholen ("Du tanzt wie als hättest du in die Hosen geschissen", tsstsstss, das kann man aber auch anders ausdrücken).

Da waren's also nur noch neun. Ach ja, und wer sich fragt, wo eigentlich Nazan Eckes, die Vorjahresmoderatorin, abgeblieben ist, der kann sie bald im Fernsehen wiedertreffen, sie hat eine neue Show bekommen. Also, bei RTL ist die Welt noch in Ordnung und wir freuen uns auf die nächste Folge, in der hoffentlich wieder mehr getanzt als gepöbelt wird.

Quelle: ntv.de

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